Gitarrengrößen sind ein wichtiges Kriterium beim Kauf einer Gitarre. Nur welche Gitarrengröße ist die Richtige? Und warum gibt es so viele unterschiedliche Größen?
Eigentlich ist es ganz einfach: Wer klein ist, braucht eine kleine Gitarre. Denn Kinder hätten etwa mit einer Konzertgitarre der Größe 4/4 (was übrigens die größte Größe ist) kaum eine Chance das Instrument vernünftig zu lernen. Die kleinen Finger wären mit dem großen Griffbrett völlig überfordert und Frustration macht sich breit. Deshalb ist es sehr wichtig, die passende Größe der Gitarre für sich oder seine Kinder zu finden.
Tabelle für Gitarrengrößen bei Konzertgitarren
Um zu ermitteln, welche Gitarrengröße der Konzertgitarre für dich passt, kannst du mit deiner Körpergröße und der nachstehenden Tabelle eine sehr gute Orientierung finden:
Körpergröße | empfohlene Gitarrengröße | Mensur (ca.) |
ab ca. 1,60 m | 4/4 Gitarre | 63 – 65 cm |
1,45 m – 1,60 m | 7/8 Gitarre | 62 – 63 cm |
1,30 m – 1,55 m | 3/4 Gitarre | 58 – 62 cm |
1,15 m – 1,35 m | 1/2 Gitarre | 53 – 55 cm |
1,10 m – 1,25 m | 1/4 Gitarre | 47 – 49 cm |
bis 1,10 m | 1/8 Gitarre | 40 – 44 cm |
Meiner persönlichen Erfahrungen nach würde ich die oben stehenden Angaben empfehlen. Dies sind allerdings nur Richtwerte: In Abhängigkeit von weiteren Faktoren wie etwa überdurchschnittlich kurzen oder langen Arm- oder Fingerlängen kann es im Einzelfall natürlich immer zu Abweichungen kommen.
Hast du für deine Körpergröße etwa überdurchschnittlich kleine Finger, kann es durchaus Sinn machen die kleinere Gitarrengröße zu wählen.
Oftmals werden Gitarrengrößen auch auf das Alter bezogen, nicht auf die Körpergröße. Ganz nach dem Motto: „Mit 8 Jahren braucht man eine 3/4 Gitarre“ oder „Erwachsene nehmen eine 4/4 Gitarre“. Die Aussagen finde ich persönlich zu pauschal, schließlich können Kinder mit 8 Jahren oder Erwachsene ganz unterschiedliche Körpergrößen haben. Das Alter ist also eher als indirekter Indikator zu sehen, der wiederum (ungenau) auf die Größe rückschließen lässt.
Gitarrengrößen bei Westerngitarren
Bei Westerngitarren wird man diese „klassische“ Unterteilung in den Größen von 1/8 bis 4/4 nicht direkt finden. Hier sind die Korpusgrößen bzw. eher Korpusformen die maßgebende Einheit.
Die vier wichtigsten Korpusformen sind dabei: Concert, Auditorium, Dreadnought oder Jumbo.
Und jetzt wird es tricky: Trotzdem gelten hier auch wieder – wie bei der Konzertgitarre – die Mensur sowie (zweitrangig) die Breite des Griffbretts (gemessen an der Breite des Sattels).
Korpusformen
Aber zuerst mal zu den Korpusformen. Die Korpusform sieht bei der Gitarre ja klassischerweise wie eine bauchige acht aus: Zwei Kammern mit ihren „Schultern“, welche ca. auf Höhe des Schallloches an der „Taille“ miteinander verbunden sind. Und diese Form kann variieren: Mal ist die Taille sehr eng, mal die Kammern sehr groß, mal haben die beiden Kammern unterschiedliche Größen.
So ist der Korpus einer Auditorium bspw. kleiner als der einer Dreadnought. Eine Auditorium kann jetzt aber trotzdem eine längere Mensur als eine Dreadnought haben – damit ist sie quasi größer, obwohl sie den kleineren Korpus hat. Diese großen Unterschiede in der Korpusform gibt es bei der Konzertgitarre übrigens nicht.
Wichtig auch zu wissen: Der Hals der Westerngitarre ist wesentlich schmaler als der Hals der Konzertgitarre. Anfänger tun sich damit oftmals schwerer, da die Finger auf dem schmaleren Griffbrett sich gegenseitig blockieren können. Lies mehr dazu auch den Artikel Welche Gitarre für Anfänger.
Du kannst dich bei Westerngitarren somit auf jedenfall immer an den beiden Maßangaben der Mensur und der Sattelbreite (= Breite des Griffbrettes) orientieren, falls du eine Westerngitarre mit einer Konzertgitarre hinsichtlich ihrer Abmessungen vergleichen möchtest.
Grand Concert bzw. 00
Die Grand Concert stammt von der Konzertgitarre ab, besitzt den dünnsten Ressonanzkörper und ist von allen vier genannten Korpusformen die Kleinste.
Grand Auditorium bzw. 000
Die Auditorium ähnelt der Concert sehr, ist jedoch etwas breiter und tiefer.
Dreadnought
Dreadnought-Gitarren sind der beliebteste Korpus-Typ bei Westerngitarren. Die Schultern bei Dreadnought-Gitarren sind in ihrer Form eher gerade und weniger ausgeprägt, was zu einer vergleichsweise keilförmigen Form führt.
Jumbo
Der Name verrät es bereits: Die Korpusform Jumbo ist der größte Vertreter bei den Westerngitarren. Klingt – bedingt durch ihre überdimensionierte Bauweise – zwar fett, geht aber au Kosten des Spielkomforts und ist für Anfänger daher eher nicht zu empfehlen.
Gitarre zu groß/zu klein – Habe ich die falsche Gitarrengröße?
Oftmals haben Gitarrenschüler das Gefühl, ihre Gitarre passt nicht für ihre Hände. Die Finger lassen sich nicht richtig positionieren, das Griffbrett erscheint zu breit oder zu schmal. Die angedachte Lösung: Eine neue Gitarre muss her!
Dabei liegt das Problem hier in vielen Fällen gar nicht an einer falschen Gitarrengröße, sondern an einer falschen Haltung der Gitarre. Lies am besten hierzu meinen Artikel zur richtigen Gitarrenhaltung.
Auch dieses Video, dass ich ursprünglich zum Thema „Akkorde spielen lernen“ aufgenommen habe, kann noch Hilfestellung geben:
Tipp: Im Zweifelsfall gerne eine Nummer kleiner
Du darfst Gitarrengrößen nicht wie bspw. Schuhgrößen verstehen. Wenn du etwa 1,57 m groß bist, dann ist gemäß meiner obigen Tabelle für Gitarrengrößen die 7/8 Gitarre die Richtige für dich. Das heißt aber nicht, dass eine 3/4 Gitarre nicht passt. Eine 4/4 hingegen könnte zu groß für dich sein.
Denn dann ist es wahrscheinlich, dass durch das breitere Griffbrett und durch den größeren Abstand zwischen den einzelnen Bünden du Schwierigkeiten bekommst, die einzelnen Positionen zu erreichen.
Der Gitarrist Ed Sheeran z.B. ist 1,73 m groß und spielt eine Westerngitarre mit einer Mensur von 58,4 cm, was einer 3/4 Gitarre gleichzusetzen ist. Oder schau dir den deutschen Künstler Honig an. Der spielt sogar eine Guitalele. Das ist in dem Fall eine Stilfrage, da Gitarren mit einem kleineren Korpus einen anderen (= weder besser noch schlechter) Klang erzeugen.
Dennoch empfiehlt es sich natürlich, dass du mit einer Körpergröße von 1,50 Meter zur 3/4 Gitarre und nicht zur 1/2 Gitarre greifst. Hier ist der Sprung gemäß obiger Tabelle deutlich größer. Und es kann dann passieren, dass dir deine Finger auf dem zu kleinen Griffbrett eher im Weg sind. Auch mit einer Körpergröße vom 1,90 m solltest du als Anfänger entsprechend nicht zur 3/4 Gitarre greifen.
Die Wahl der Gitarrengröße: Das musst du außerdem berücksichtigen
Viele weitere Faktoren haben jeweils für sich einen (zumindest kleinen) Einfluss darauf, welche Gitarrengröße für dich die Richtige ist: Etwa die Sattelbreite, die verwendete Saitenstärke oder eben die Größe eurer Hände.
Auch bei den unterschiedlichen Gitarrenarten gibt Feinheiten bezüglich der Gitarrengrößen. E-Gitarren beispielsweise haben meist ein viel dünneres Griffbrett und eine geringere Sattelbreite, da die Stahlsaiten deutlich weniger Platz beanspruchen als die Nylonsaiten der Konzertgitarre. Deshalb gibt es E-Gitarren auch meist nur in 4/4 zu kaufen und dementsprechend kann man auch mit einer Körpergröße von 1,50m meist entspannt zur Gitarrengröße 4/4 greifen.
Hintergründe zu den Gitarrengrößen
Für Anfänger ist die passende Gitarrengröße besonders wichtig. Denn auf einer kleinen Gitarre können auf Grund der geringeren Saitenabstände die Finger ungewollt die falsche Saite berühren. Und auf einer zu großen Gitarre kann es schwierig werden die Finger weit genug zu spreizen.
Zu Beginn kann es jedoch – wie oben erwähnt – Sinn machen eine größere Gitarre zu kaufen, wenn Kinder noch im Wachstum sind. Denn für die ersten paar Monaten kann mit Hilfe eines Kapodasters das Griffbrett künstlich verkürzt werden.
Dieser sollte allerdings von Zeit zu Zeit immer weiter nach unten verschoben und am Ende komplett weggelassen werden. Das Spielen mit Kapodaster – um ein leichteres Greifen zu ermöglichen – ist keine Lösung auf Dauer. Er soll nur den Einstieg erleichtern, bis die Muskulatur der Hände sich an die neue Belastung gewöhnt hat und das Kind weiter gewachsen ist. Geht es auch nach einigen Monaten gar nicht ohne Kapodaster, muss eine kleinere Gitarre her.
Die Gitarrengrößen richten sich bei Konzertgitarren nach der sogenannten Mensur, dem Abstand zwischen Steg und Sattel. Die Mensur bildet den Bereich, in dem die Saite frei zum schwingen kommt.
Ist dieser Abstand etwa 63-65 cm lang, ist es eine 4/4 Gitarre. Diese Werte sind im Gitarrenbau nicht exakt genormt. Dies lässt den Gitarrenbauern künstlerische Freiheit: Bereits mit kleinen Änderungen können hier oft große Unterschiede erzielt werden. Was hier für die Wahl der Abmessungen gilt, gilt natürlich auch für andere Punkte: Die Wahl der verwendeten Hölzer, die Bauform des Klangkörpers uvm.
Deine persönliche Gitarrengröße
Solltest du dir noch unsicher im Dschungel der unterschiedlichen Gitarrengrößen und bei der Wahl deiner persönlichen Gitarengröße sein, hinterlasse mir gerne weiter unten einen Kommentar. Gemeinsam können wir dann versuchen, deine richtige Größe zu ermitteln.
392 Antworten
Hallo Bernd!
Meine Tochter möchte gerne das Gitarrenspiel erlernen. Sie ist 7 Jahre alt, 112 cm groß und sehr zart. Welche Größe würdest du empfehlen 1/2 oder 1/4?
Liebe Grüße Hellen
Hallo liebe Hellen,
ich würde es vermutlich so angehen: Erst einmal eine sehr günstige 1/4 Gitarre, um zu sehen, ob sie überhaupt dabei bleibt.
Bspw. die Startone: https://www.thomann.de/de/startone_cg_851_14.htm?offid=1&affid=359
Das ist natürlich keine Top-Qualität bei dem Instrument, aber für die ersten Gehversuche in Ordnung.
Wenn sie in einem Jahr immer noch dabei ist, kann man über eine 1/2 nachdenken und ein qualitativ hochwertigeres Instrument anschaffen.
(Tipp: Auch der Gebrauchtmarkt könnte immer eine Option sein)
VG,
Bernd
Hallo Bernd,
ch habe eine alte Fender 3/4 Gitarre und bin über 1,90 m. Ich fühle mich mit der Gitarre sehr wohl und habe das Gefühl alles gut erreichen und greifen zu können. Sollte ich mir eine größere Gitarre kaufen?
Vielen Dank und viele Grüße
Hallo Ralf,
wenn du damit klar kommst, dann musst du dir keine größere Gitarre kaufen. Viele Anfänger haben das Problem, dass sie mit den Fingern an die Nachbarsaiten kommen und diese dadurch nicht mehr klingen. Wenn das bei dir aber nicht der Fall ist, kannst du auch bei deiner jetzigen Gitarre bleiben.
Viele Grüße,
Bernd
N’Abend bin ca 155 also recht klein geraten und habe eine 4/4 Gitarre.
Meine Finger kurz und schmal die Akkord Wechsel fallen mir immer schwer.
Meinte Tochter nimmt nun auch Unterricht und hat eine 3/4 Gitarre eventuell würde mir diese auch reichen?
Oder eine 7/8?
Hallo Nati,
eine 4/4 ist da tatsächlich erfahrungsgemäß zu groß. Wie fühlt sich denn die 3/4 Gitarre deiner Tochter für dich an, wenn du sie spielst? Zu klein? Oder perfekt passend? Falls du dich mit ihr wohl fühlst, dann muss es keine 7/8 sein. Wenn es etwas größer sein darf, dann kommst du sicherlich auch prima mit einer 7/8 zurecht.
Viele Grüße,
Bernd
Kann mir jemand sagen wie eine 1/4 Gitarre gestimmt wird
Hallo Lothar,
gestimmt werden die Saiten nicht auf die übliche E-A-D-G-H-E Stimmung, sondern 5 Halbtonschritte höher, also auf A-D-G-C-E-A. Es ist auch möglich die Gitarre auf E-A-D-G-H-E zu stimmen, allerdings verliert der Sound dann an Klarheit. Die Töne klingen schwammiger und weniger differenziert. Eventuell könnte man noch spezielle Saiten für Kindergitarren in der Größe 1/4 kaufen, um die Gitarre auf Standard zu stimmen und trotzdem knackige Töne zu erhalten. Ich selbst habe das aber noch nicht versucht.
Viele Grüße,
Bernd
Super, Vielen Dank Bernd! Ich bin erleichtert! Es hat viele Monate gedauert, bevor ich die Gitarre richtig halten könnte.
Hallo Bernd,
meine Lehrerin hat es empfohlen, dass ich in der erste Position den linken Hand nicht bewege.
Ich habe eine Gitarre mit eine Mensur von 63cm (Körpergroße 165cm). Aber ich schaffe es nicht,
wie ich in diese zwei kurze Videos zeige (sorry, ich erkläre alles auf englisch aber ich hoffe,
dass es klar ist, dass das Problem mit der dritte Finger in die erste Position ist):
https://youtu.be/6Mfll506sfo
https://youtu.be/YUUzpBn2WTk
Es geht um eine Klassikgitarre. Ich überlege, eine Gitarre von Stoll zu probieren, sie
machen Gitarren mit eine Mensur von 60cm (3000 Euro):
https://www.stollguitars.de/en/teachers-classical-guitar-with-small-body-and-shortened-scale-length/
Hallo lieber Shravan,
ich kann die Empfehlung deiner Lehrerin, die linke Hand in der ersten Position nicht zu bewegen, leider nicht nachvollziehen.
Meiner Ansicht nach, gibt es da erst einmal keinen Grund bzw. keine „Regel“, dies zu tun.
Eine Gitarre mit einer 60er Mensur finde ich fast etwas zu klein. Wenn dann eher eine 7/8 Größe wie bspw. die La Mancha Rubi CM 63:
https://www.thomann.de/de/la_mancha_rubi_cm_63.htm?offid=1&affid=359
Aber wie gesagt: Ich sehe erst einmal den Grund dazu nicht, warum die Finger positioniert bleiben sollten.
Deine Gitarrenhaltung sieht übrigens vorbildlich aus, großes Lob!
Viele Grüße,
Bernd