Gitarre stimmen – Anleitung für Anfänger

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Ich gebe es zu: Gitarre stimmen ist lästig. Aber wichtig. Denn nicht nur du solltest zum Gitarre spielen in der richtigen Stimmung sein, sondern auch deine Saiten sollten es sein. Als kleiner Lichtblick: Je routinierter du beim Gitarre stimmen wirst, desto weniger lästig wird es.

Wie stimme ich eine Gitarre?

Standard-Stimmung der Gitarre

Saiten einer Gitarre

Die Standard-Stimmung der Gitarre ist festgelegt mit E – A – D – g – h – e, und zwar ausgehend von der dicksten Saite: Die tiefe E-Saite. Nach dieser Tonfolge solltest du die Gitarre stimmen.

Es gibt viele kleine Eselsbrücken die dabei helfen, sich diese Reihenfolge zu merken:

Ein Anfänger Der Gitarre Hat Eifer

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Neben der Standard-Stimmung werden auch gerne Stimmungen in anderen Intervallen verwendet. Diese werden auch gerne als „offene“ Stimmungen bezeichnet.

Eine häufige Stimmung ist da z.B. „Dropped D“ – hier wird einfach die tiefe E-Saite um zwei Halbtonschritte nach unten auf D gestimmt. Dies kann zu einer schweren, düsteren Atmosphäre beitragen: Killing In The Name of (Rage against the Machine), Black Hole Sun (Soundgarden) oder Kashmir (Led Zeppelin) sind hier Beispiele.

Wichtig ist aber für den Beginn vor allem die oben aufgeführte Standard-Stimmung.e

Die Mechanik verstehen

Stimmmechanik bei einer Gitarre

Am Kopfende deiner Gitarre sind die Gitarrensaiten auf den so genannten Wirbeln aufgewickelt. Über das Drehen an der Stimmmechanik überträgt über ein kleines Schneckengetriebe die Bewegung auf den Wirbelschaft. Je nachdem, in welche Richtung du nun drehst, verändert sich die Tonhöhe bei der betroffenen Saite. Erhöhst du die Spannung (=aufwickeln), wir der Ton höher.

In obigem Foto ist die hohe E-Saite bspw. über den linken „Drehknopf“ zu stimmen. Die h-Saite wird über den mittleren gestimmt und die g-Saite über den rechten.

Zu Beginn musst du dich vielleicht erst daran gewöhnen, in welche Richtung du jeweils drehen musst. Aber bald wird das ganz automatisch und ohne Nachdenken funktionieren.

Drehe nicht zu wild an den Wirbeln, langsame Bewegungen reichen oftmals völlig aus. Eine Saite kann auch reißen, wenn zu viel Spannung auf sie ausgeübt wird.

Tipp: Ein kräftiges, beherztes Ziehen an der Saite selbst und eventuelles Nachstimmen helfen gerade bei neuen Saiten dabei, dass die Saite länger die richtige Stimmung behält.

Gitarre mit Stimmgerät (Tuner) stimmen

Möglichkeiten eine Gitarre zu stimmen gibt es viele. Für Anfänger empfiehlt sich der Kauf eines Stimmgerätes. Dies arbeitet sehr genau und ist leicht zu bedienen.

Spiele beispielsweise die tiefe E-Saite an. Im Stimmgerät muss nun (je nach Typ) E6 oder etwas ähnliches stehen. E steht für den Ton, 6 für die 6. Saite.

Achtung: Zeigt das Stimmgerät beispielsweise E# an, bist du einen Halbton zu hoch. Drehe an der Mechanik der Gitarre, bis der Ton tiefer wird und im Display E angezeigt wird. Nun noch solange drehen bis das grüne Licht aufleuchtet, und die Saite ist richtig gestimmt.

Das Spektrum der Stimmgeräte reicht bei den Bauweisen von „freistehenden“ Tunern über Klemmgeräte und über Kabel angeschlossene Bodengeräte bis zu der in vielen Multieffektgeräten integrierten Stimmfunktion.

Je nach Bauweise wird der Ton über ein Mikrofon aufgefangen, über einen Kontaktsensor abgegriffen oder kommt bereits als elektrisches Signal durchs Gitarrenkabel. Die Anzeige erfolgt dann per Zeiger, LCD oder LED. 

Standard bei Stimmgeräten sind inzwischen die sogenannten „chromatischen“. Dies bedeutet, dass das Gerät jeden Ton erkennt und das Instrument dadurch auf jede beliebige Tonlage gestimmt werden kann. So kann auch die oft verwendete Dropped D Stimmung eingestellt werden. Hier stimmst du die Tiefe E Saite um zwei Halbtöne auf ein D herunter – D A D G H E.

Hinweis: Mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du den Ton „h“ auf deinem Stimmgerät nicht finden. Das hat damit zu tun, dass es den Ton „h“ lediglich im deutschen Sprachgebraucht gibt. International ist der Ton immer ein „b“.

Gitarre mit einer App stimmen

Du hast kein Stimmgerät zur Hand? Kein Problem. Dein Smartphone ist bestimmt griffbereit.

Ich persönlich nutze auf meinem Android die App Guitar Tuna. Eine schöne App mit einem tollen Interface, das sich eigentlich von alleine erklärt.

Drehe einfach an dem entsprechenden Wirbel und spiele gleichzeitig die Saite an, bis die App dir das Signal gibt, dass der Ton nun stimmt.

Aber Achtung: Meiner Erfahrung nach sind diese Tuner-Apps selten so gut wie ein richtiges Stimmgerät. Ok, um unterwegs mal die Gitarre zu stimmen, aber keine App hat bei mir bisher die Genauigkeit wie ein Stimmgerät erreicht.

Gitarre mit Referenztönen stimmen

Gerade bei Anfänger kommt es immer wieder es vor, dass man komplett „verloren“ ist und gar keine Orientierung mehr hat, welche Saite denn nun wie zu klingen hat.

Hier hilft es, sich Referenztöne anzuhören.

Durch die Tonhöhe kannst du dich zumindest grob annähern, falls du mal komplett die Orientierung beim Stimmen der Gitarre verloren hast. Das Feintuning kannst du anschließend mit App oder Stimmgerät vornehmen.

Gitarre stimmen ohne Stimmgerät – nach Gehör!

Auch falls du irgendwann im Proberaum und auf der Bühne nur noch mit Stimmgerät arbeitest, solltest du doch die zweite Variante, nämlich die traditionelle Art des Gitarrenstimmens, von Anfang an lernen und beherrschen. Hierbei benötigst du nur einen einzigen Referenzton, zum Beispiel von einer Stimmgabel oder vom Instrument eines Mitspielers. Die weiteren Töne findest du selbst auf deinem Instrument. 

Eine Stimmgabel ist in der Regel in A gestimmt, mit einer Frequenz von 440 Hertz. Du schlägst die Gabelzinke gegen eine Tischkante oder einen anderen robusten Gegenstand (bitte nicht auf die Gitarre) und versetzt sie damit in Schwingung. Setz die Gabel vorsichtig mit dem runden Ende auf die Gitarrendecke, dadurch verstärkt der Korpus den Ton, besonders bei einem akustischen Instrument. Du hörst nun den Ton A. Justiere deine A-Saite so lange, bis sie dem Ton der Stimmgabel entspricht. 

Methode 1: fünfter Bund

Sobald die A-Saite stimmt, werden die anderen Saiten daran angepasst. Mit einer Ausnahme findest du nämlich den Ton jeder Saite auf dem 5. Bund der nächst tieferen wieder. Also kannst du jetzt die tiefe E-Saite stimmen, indem du dort das A auf dem 5. Bund greifst und mit der leeren A-Saite vergleichst. Dreh den Wirbel der E-Saite, bis beide Töne gleich sind. Als nächstes greifst du auf dem 5. Bund der A-Saite den Ton D und vergleichst ihn mit dem Ton der nebenan liegenden leeren D-Saite. 

So arbeitest du dich langsam von einer gestimmten Saite zur nächsten. Die G-Saite stimmst du anhand des G auf dem fünften Bund der D-Saite. Einzige Ausnahme: Zum Stimmen der H-Saite brauchst du das H auf dem vierten (!) Bund der G-Saite. Danach geht‘s wie gewohnt weiter: Auf dem fünften Bund der H-Saite liegt der Ton E, daran justierst du die hohe E-Saite, und fertig ist die Stimmung. Soweit die Basics. 

Methode 2: Flageolett

Es geht aber auch noch genauer. Sobald du dich mit obiger Methode vertraut gemacht hast, versuchst du dich am nachstehend beschriebenen Stimmen mit Flageolett-Tönen, das noch präzisere Ergebnisse liefert. Voraussetzung ist, dass die Stimmung der Gitarre schon einigermaßen korrekt voreingestellt wurde. 

Ein Flageolett ist ein harmonischer Oberton, der durch Anregen einer Oberschwingung entsteht. Der Finger wird nur leicht auf die Saite gelegt und im Moment des Anschlags abgehoben. Dadurch verändert sich das Schwingungsmuster der Leersaite, es entsteht ein höherer Ton. Flageoletts können an diversen Stellen der Saite angeregt werden, für unsere Zwecke benötigen wir aber nur jeweils zwei Bünde. Der Oberton am 7. Bund entspricht nämlich bei fast allen Saiten dem Oberton der darunterliegenden (tieferen) Saite am 5. Bund. 

Sobald du also deine A-Saite mithilfe der Stimmgabel justiert hast, erzeugst du ein Flageolett auf dem 7. Bund, vergleichst dieses mit dem Oberton der E-Saite am 5. Bund und stimmst die E-Saite so lange nach, bis es passt. Wenn du genau hinhörst, während beide Töne zusammen schwingen, wirst du eine so genannte Schwebung entdecken – eine leichtes, regelmäßiges Pulsieren. Dieses ist umso schneller, je mehr die Töne voneinander abweichen, und wird umso länger, je mehr die Töne übereinstimmen. Ein gutes Hilfsmittel für das Feintuning: Wenn die Schwebung so lang geworden ist, dass sie nicht mehr zu hören ist, passt die Stimmung schon sehr genau. 

Auf diese Weise stimmst du die weiteren Saiten. Du erzeugst also als nächstes das Flageolett auf dem 5. Bund der A-Saite und vergleichst mit dem 7. Bund der D-Saite. Sobald diese gestimmt ist, wiederholt sich die Prozedur an 5. Bund D-Saite und 7. Bund G-Saite und so weiter. Die einzige Ausnahme, die wir bereits kennen gelernt haben: von der G-Saite zur H-Saite funktioniert die Methode aufgrund des abweichenden Intervalls nicht. 

Von der Unmöglichkeit, eine Gitarre zu stimmen

Vielleicht ist dir das auch schon mal aufgefallen: Du stimmst deine Gitarre mit dem Stimmgerät und je nachdem, ob du stärker oder schwächer anschlägst, schwankt das Ergebnis stark. Kann ganz schön frustrierend sein.

Zum Abschluss dazu ein bisschen Wissenschaft: Auf grund physikalischer Gesetzmäßigkeiten („Pythagoreisches Komma“) lässt sich eine Gitarre gar nicht absolut rein stimmen. Eine perfekte Gitarrenstimmung existiert also nicht.

Eine Menge Musiker und verschiedene Stimmgerät-Fabrikanten haben sich über dieses Problem Gedanken gemacht, aber das wäre Stoff für einen eigenen Artikel.

Tipp: Eine gute Möglichkeit ist es, beim Stimmen der Gitarre zum Abschluss die leere hohe E-Saite an das Flageolett 7. Bund A-Saite anzupassen und dann die dazwischen liegenden Saiten nach Gehör nochmals auszumitteln. Jetzt erst mal viel Spaß mit deiner bestmöglich gestimmten Gitarre!


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Bernd

Gründer von gitarrenbeginner.de, Gitarrist und Lehrer aus Leidenschaft.
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8 Antworten

    1. Hey Baldur, klar, ich erklär dir das gerne!

      Stell dir vor, ein Akkord auf der Gitarre ist wie eine Gruppe von Noten, die zusammen gespielt werden und sich gemeinsam gut anhören. Um einen Akkord zu spielen, drückst du mit deinen Fingern bestimmte Saiten auf dem Griffbrett deiner Gitarre nieder, während du gleichzeitig die Saiten anschlägst oder zupfst. Jeder Akkord hat sein eigenes Griffbild, wie du deine Finger platzieren musst.

      Es gibt viele verschiedene Akkorde, aber die meisten Lieder verwenden nur einige wenige. Die Basisakkorde, die du als Erstes lernen solltest, sind zum Beispiel C-Dur, G-Dur, D-Dur, E-Moll und A-Moll. Diese Akkorde werden oft mit Buchstaben abgekürzt, wie „C“ für C-Dur oder „Em“ für E-Moll.

      Ein Tipp: Es kann am Anfang etwas schwierig sein, die Finger richtig zu platzieren und die Saiten sauber klingen zu lassen, aber mit etwas Übung wirst du schnell besser. Fang mit einfachen Akkorden wie E-Moll oder C-Dur an und übe regelmäßig, dann wirst du schon bald ganze Lieder spielen können.

      Ich hoffe, das hilft dir weiter! Wenn du noch Fragen hast, frag ruhig.

  1. Hallo,

    wir haben seit kurzem eine Gitarre mit Metallseiten.
    Mein Mann mag gern Gitarre lernen.
    Die hohe E-Saite „scheppert“ irgendwie recht doll – zumindest für mein Pianistengehör. Ist das normal oder was kann man da tun.

    1. Hallo Mo,

      das hört sich nach dem altbekanntem Saitenschnarren an 🙂 Weißt du ob es sich um eine Westerngitarre oder Konzertgitarre handelt? Wenn es eine Konzertgitarre ist: Sofort runter mit den Saiten und Nylonsaiten aufspannen.

      Wenn es eine Westerngitarre ist: Zum nächsten Musikgeschäft damit und mal anschauen lassen, meistens ist dann der Hals nicht korrekt eingestellt, ggf. müssen auch neue Saiten aufgezogen werden.

      Viele Grüße,
      Bernd

  2. Saiten stimmen

    Mir fehlen die früher an dieser Stelle stehenden einzelnen Töne zum Saitenstimmen.
    Könntet Ihr das bitte wieder einrichten oder
    kurz einen Hinweis über den Verbleib dieser
    Einzeltöne geben?!

    Vielen Dank und herzliche Grüße

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