Massiv oder Laminiert? Die Holzfrage bei der Gitarre

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Massiv oder laminiert: Wer sich eine neue Gitarre zulegen möchte, hat oftmals die Qual der Wahl und muss sich bei der Holzauswahl entscheiden. Dabei ist die Entscheidung relativ einfach. Und auch irgendwie doch nicht. Aber der Reihe nach.

Was ist eigentlich laminiertes Holz?

Bevor wir entscheiden, ob wir beim Holz nun zur massiven oder laminierten Variante greifen, müssen wir erst einmal verstehen, was laminiertes Holz eigentlich ist.

Laminiertes Holz besteht im Prinzip aus zwei oder mehr miteinander verklebten Holzschichten. Hier wird auf also auf eine (dünne) Holzschicht eine weitere aufgetragen. Und vielleicht noch eine. Und vielleicht noch eine weitere. Du kennst das vielleicht auch unter Schichtholz. Oder Sperrholz. Auch der Laminat bei dir zu Hause besteht aus mehreren solchen Schichten. Im nachfolgenden Foto sieht man gut, wie die einzelnen Schichten aufeinander geleimt sind.

Laminat in der Seitenansicht

Massivholz oder Laminat – Was ist besser?

Laminat bringt als Werkstoff einige Vorteile mit sich. So ist es bspw. preiswerter als massives Holz. Und es reagiert weniger auf Temperaturschwankungen oder quellt bei Kontakt mit Feuchtigkeit weniger auf als massives Holz. Für einen Fußboden ist das natürlich praktisch.

Bei deiner Gitarre ist das aber nicht unbedingt ein ausschlaggebendes Kriterium. Denn deine Gitarre soll vor allem eines: Gut klingen. Und da hat massives Holz erst einmal die Nase vorne.

Denn massives Holz schwingt besser als gesperrtes Holz (Laminat). Dadurch hat es bessere Klangeigenschaften.

Pauschale Bewertungen sind trotzdem schwierig, da mehrere Parameter Einfluss auf den Klang einer Gitarre nehmen. Es gibt sogar bestimmte Gitarren-Typen, bei denen aus klanglichen Erwägungen lieber Sperrholz als Massivholz verbaut wird.

Generell kann eine Gitarre mit laminierter Decke ebenso gut klingen wie eine Massivholz-Gitarre. Über den Klang einer Gitarre entscheiden auch weitere Faktoren in der Bauweise. Welche Form hat mein Korpus? Wie ist die Konstruktion im Inneren (Stichwort: X-Bracing)? Welche Holzart wird verwendet? Auch die Qualität der Saiten, das die Decke stabilisierende Innenleben oder die Zargen beeinflussen den Klang.

Selbst zwei völlig baugleiche Gitarren können leichte klangliche Unterschiede haben. Denn Holz ist ein Naturprodukt.

Pauschal lässt sich allerdings festhalten: Wenn man zwei baugleiche Gitarren nimmt, und einer Gitarre eine massive Decke verpasst, und einer Gitarre eine laminierte Decke: Dann wird die Gitarre mit massiver Decke „besser“ klingen. Der Gitarrenbauer kann sich aber auch bewusst für Laminat entscheiden, wenn er einen bestimmten Klang erzielen möchte.

Mehr Details zu laminierten Gitarrendecken

Eine laminierte Gitarrendecke ist nicht per se ein Nachteil. Laminiertes Sperrholz wird zwar oft bei preiswerten Einsteiger-Gitarren verbaut, es ist aber auch bei hochwertigen Gitarrenmodellen zu finden. Ein Beispiel dafür sind Jazzgitarren.

Laminierte Gitarrendecken bestehen aus Sperrholz. Sperrholz wird aus mehreren dünnen Schichten Schälfurnier zusammengeleimt. Die korrekte Bezeichnung wäre Furniersperrholz. Die dünnen Schälfurniere werden kreuzweise übereinander gelegt und miteinander verleimt. Dadurch entsteht eine Holzplatte mit hoher Stabilität. Sperrholzdecken können durch Witterungseinflüsse nicht einreißen. Der größte Vorteil dieser Herstellungsmethode ist der jedoch Preis. Es entsteht kaum Verschnitt.

Die zugesägte Sperrholz-Decke kann nun laminiert werden. Zum Laminieren einer Sperrholz-Gitarrendecke werden die holzähnlichen Faserverbundstoffe mit Kunststoff in Holzoptik versehen. Die hauchdünnen Folien werden auf das Sperrholz geklebt. Dadurch wird der wenig ansprechende Look von Sperrholz kaschiert. Im Aussehen erinnert die Sperrholzgitarre dann an eine Vollholzgitarre. Kenner können den Unterschied sofort ausmachen.

Laminiertes Sperrholz ermöglicht es dem Gitarrenhersteller, preiswerte Gitarrenmodelle aufzulegen. Außerdem arbeitet Sperrholz kaum noch. Die Sperrholz-Gitarre verstimmt sich daher nur minimal bei Temperaturschwankungen und anderen Witterungseinflüssen. Ein Nachteil entsteht aber im klanglichen Bereich: Laminierte Schichtlaminate schwingen nicht mehr so gut wie Vollholz. Decken aus Sperrholz plus Laminat halten den Klang nicht so lange. Bei gleicher Bauweise können Gitarren aus laminiertem Sperrholz und Massivholz aber fast identisch klingen.

Ein Großteil der Anfängerinstrumente wird mit laminierten Sperrholzdecken gebaut. Bei diesen Instrumenten sind die Ansprüche an den Klang nicht ganz so hoch.

Laminiertes Sperrholz kann in Kombination mit Stahlsaiten sehr gut klingen, mit Darmsaiten aber nicht immer. Stahlsaiten schwingen von sich aus länger. Preiswerte Westerngitarren werden daher gerne mit laminierter Decke und Stahlsaiten bestückt. Auch Wandergitarren, Guitarlelen oder Kindergitarren werden meist aus Sperrholz gebaut.

Bei einer E-Gitarre sorgt Sperrholz dafür, dass weniger Rückkopplungen entstehen. Das stabile Sperrholz nimmt Schwingungen aus dem Raum oder direkt aus den Verstärkern nicht so stark auf. Im Unterschied zu einer elektrischen Rockgitarre soll eine elektrisch verstärkte Jazzgitarre dunkler klingen. Sie wird daher meist aus dem weniger schwingungsfreundlichen Sperrholz angefertigt. Jazzgitarren weisen meist eine laminierte Decke auf.

Mehr Details zu Massivholzdecken

Hochwertige Konzert- und Akustikgitarren werden größtenteils mit einer massiven Holzdecke ausgestattet. Die Gitarrendecke ist einer der wichtigsten Bestandteile, die den Klang einer Gitarre definieren. Bei besonders hochwertigen Gitarren aus Massivholz besteht nicht nur die Decke sondern auch Zargen (quasi die „Seitenteile“ zwischen Boden und Decke) und Böden aus massivem Holz.

Eine Decke aus Massivholz ist dennoch nicht ohne Nachteile. Beim Bau einer Gitarre aus Massivholz entsteht im Vergleich zum Sperrholz relativ viel Verschnitt. Zudem kann nicht jeder Teil eines Baumes zum Bau einer Gitarre verwendet werden. Außerdem ist die massenweise Herstellung von Gitarren aus Vollholz deutlich aufwendiger. Echtholz arbeitet zudem noch. Es ist gegen Witterungseinflüsse und Temperaturumschwünge wesentlich empfindlicher. Bei Kälte oder direkter Sonneneinstrahlung verstimmt sich eine Gitarre mit Massivholzdecke schneller als eine Decke mit laminierter Decke. Ähnliches gilt bei hoher oder niedriger Luftfeuchtigkeit. Unter besonders ungünstigen klimatischen Bedingungen können sich Risse in der Gitarrendecke bilden. Es gibt daher extra Gitarrenbefeuchter für eine Lagerung von teuren Gitarren im Koffer, um diese optimal zu lagern..

Bei elektrisch verstärkten Vollholzgitarren muss / darf / kann mit Rückkopplungen gerechnet werden, denn massive Holzdecken schwingen länger nach. Sie sind anfälliger dafür, Schwingungen aus den Lautsprecherboxen aufzunehmen. Auch diese Schwingungen werden in den Verstärker geleitet. Dort erzeugen sie die unangenehmen Rückkopplungen.

Die Frage ist auch immer: Wie soll meine Gitarre klingen? Denn das verarbeitete Holz sorgt für die Klangfarbe einer Gitarre. Bei Massivholzdecken sorgen hohe Mahagoni-Anteile für einen warmen und runden Klang. Gitarrendecken aus Esche und Erlenholz klingen dafür brillanter und heller. Die Wahl des Holzes ist also entscheidend dafür, welchen Klangcharakter eine Gitarre haben wird.

Wenn die Abstimmung zwischen Decke, Zargen und Restkorpus nicht stimmig ausfällt und die aufgespannten Saiten damit nicht harmonieren, klingt das Instrument nicht voll. Bei jeder Gitarre werden die einzelnen Bauteile so zusammengestellt, dass am Ende der bestmögliche Klang für die jeweilige Preisklasse herauskommt.

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Bernd
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Gründer von gitarrenbeginner.de, Gitarrist und Lehrer aus Leidenschaft.
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2 Antworten

  1. Da könnte man zur Vewirrung noch ergänzen, dass mit die teuersten Konzertgitarren wiederum eine laminierte Decke haben. Bei einer Dubbletop liegt ein hauchdünnes Kunststoffnetz zwischen 2 Deckenplatten ,,,

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