Griffbrett reinigen: So geht es ohne Schäden

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Du wirst das nicht gerne hören und musst jetzt echt stark sein: Deine Gitarre leidet. Ausgiebige Sessions zu Hause, stundenlange Bandproben und schweißtreibende Auftritte nehmen deine Gitarre zusehends mit. Deshalb empfiehlt es sich regelmäßig das Griffbrett zu reinigen. Wie das geht und worauf du bei der Griffbrettreinigung achten musst, das ,erklären wir dir in diesem Artikel.

Neben den Saiten wird vor allem das Griffbrett sehr beansprucht. Deshalb sollte man es regelmäßig reinigen und pflegen, um Haut- und Schweißrückstände zu beseitigen und so den guten Klang und die leichte Bespielbarkeit deiner Gitarre zu erhalten. Du wirst so implizit besser Gitarre spielen.

Dass man jetzt nicht die Chemiekeule schwenken und aggressive Putzmittel oder Möbelpolitur verwenden sollte, ist dir bestimmt klar. Auch andersartige Produkte, etwa Olivenöl, solltest du nicht einsetzen. Es gibt jedoch einige Produkte und Geheimtipps, die sich nur bei bestimmten Holzarten anwenden lassen.

Pflegetipps für Griffbretter aller Art

Egal ob dein Griffbrett aus einem hellen Holz wie Ahorn oder einem dunklen Palisander besteht, diese zwei Tipps solltest du ab sofort immer beherzigen, um dein Griffbrett zu schonen

  1. Wische den Hals und die Saiten deiner Gitarre nach jeder Verwendung mit einem trockenen, weichen und fuselfreien (Mikrofaser-)Tuch ab. Da deine Saiten auch Dreck aufnehmen verhinderst du so, dass sie diesen an das Griffbrett abgeben.
    Für die Saiten verwenden manche Gitarristen auch handelsübliche Silberputztücher. Ich vermeide dies allerdings, da ich diesen behandelten Tüchern nicht traue und einen Kontakt mit dem empfindlichen Griffbrett vermeiden möchte.
  2. Mit der Zeit wird sich trotzdem unvermeidbar der Schmutz am Griffbrett sammeln. Zeit deinem Griffbrett eine schonende Intensivkur zu gönnen!
    Wie die Intensivpflege aussieht, richtet sich nach dem Holz deines Griffbrettes. Darauf gehen wir nachfolgend im Detail ein 🙂

Griffbrett reinigen bei unlackierten Hälsen (etwa Palisander)

Viele von euch dürften ein Griffbrett aus Palisander haben. Ein schönes Holz mit tollen Klangeigenschaften, das sich zudem noch (finde ich zumindest) wunderbar anfühlt – denn es ist nicht lackiert. So verhält es sich auch beim Rosen-/Ebenholz. Und hier fangen die Probleme auch direkt an. Durch die fehlende, schützende Lackierung ist es poröser und saugt den Schmutz förmlich in sich ein.

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Bei unlackierten Griffbrettern hat sich Zitronenöl (bzw. häufig auch Lemon-Oil genannt) bewährt. Die Behandlung mit diesem Öl macht ihr dann, wenn ihr den Hals bei einem Saitenwechsel frei gelegt habt. Es sorgt – richtig angewendet – für einen ausgeglichenen Feuchtigkeitshaushalt und säubert das Holz.

Gebt von dem Öl ein wenig auf euer Tuch und reibt es vorsichtig und gleichmäßig auf das komplette Griffbrett. Übertreibt es bei der Menge nicht, ihr wollt das Holz schließlich nicht ertränken.

Lasst das Öl anschließend ein paar Minuten einziehen und wischt mit einem zweiten, trockenen Tuch die Rückstände vorsichtig ab. Gerne immer das Tuch in Richtung der Holzmaßerung bewegen. Sollte der gewünschte Reinigungseffekt nicht groß genug sein, wiederholt die Prozedur. Achtet aber wieder darauf, das Holz nicht im Lemon-Oil zu ertränken.

Ihr habt aber zu lange mit der Reinigung gewartet und merkt dass das Öl wirkt nicht so wirklich wirkt? Dann greift zur nächsten Option: Stahlwolle.

Für Profis und Mutige: Her mit der Stahlwolle

Euer Griffbrett ist euch noch nicht sauber genug? Dann packen wir mal die Geheimmittel von professionellen Gitarrenwerkstätten aus. Ihr solltet die nachfolgende Anweisung aber mit absoluter Vorsicht genießen. Wir übernehmen hier schließlich keine Gewährleistung für euer Handeln 🙂

So nicht: Schleifen

Besorgt euch im Baumarkt oder beim Onlinehändler eures Vertrauens Stahlwolle der Sorte 0000 (jepp, vier mal Null). Diese Wolle ist in Deutschland so klassifiziert, dass sie über die feinsten Fasern verfügt.

Reibt mit dieser nun sanft (!!!) (also wirklich sanft!!!) parallel zu den Bünden über das komplette Griffbrett. Danach das ganze in entgegengesetzter Richtung, also längs mit dem Griffbrett, um die Streifen aus der parallelen Behandlung zu entfernen. Wie? Richtig: Sanft!

Ihr poliert euer Holz dabei, das heißt es kommt zum Materialabrieb auch beim Holz. Dafür erstrahlt es hinterher aber tatsächlich in einem ganz neuen Glanz.

Sorgt dafür, dass ich nach der Reinigung jegliche Rückstände (also den Holz-Abrieb) entfernt. Klebt zur Sicherheit auch eure Pickups vorher ab. Achtet auch darauf, dass ihr das Griffbrett vorher wie beschrieben mit Lemon-Oil behandelt habt.

Nochmal: Seid bei dieser Methode äußerst vorsichtig. Ihr bewegt euch hier zwischen Himmel und Hölle.

Außerdem ist diese Methode auf gar keinen Fall bei lackierten Hölzern wie etwa Ahorn anzuwenden. Denn ihr würdet mit der Stahlwolle das schützende Finish des Griffbrettes unwiderruflich zerstören.

Griffbrettreinigung bei lackiertem Holz (z. B. Ahorn)

Gitarrensaiten

Ihr habt eine Stratocaster? Telecaster? Dann ist euer Griffbrett in manchen Fällen aus lackiertem Ahorn. Und das ist verglichen mit Palisander & Co. recht pflegeleicht.

Durch die Versiegelung ist das oben genannte Lemon-Oil hier nutzlos. Nehmt im ersten Schritt wieder ein trockenes Mikrofasertuch und versucht damit den Schmutz zu entfernen.

Sollte das nicht ausreichen, gebt ein wenig Gitarren Polish auf das Tuch und wischt über das Holz. Viele schwören auch auf Viol, einem milden, lackschonenden Pflegemittel, das seinen Siegeszug bei Streichinstrumenten gefeiert hat.

Doch Vorsicht: Solche Reinigungsmitel sind nur für lackierte Oberflächen ohne Risse zu empfehlen. Hat der der Lack tiefgehende Risse, dringt das Mittel bis in das Holz ein.

Abschließend mit einem trockenen Tuch vorsichtig trocken reiben.

Meine Empfehlung: Ein lackiertes Griffbrett sollte nur dann gereinigt werden, wenn es wirklich sehr schmutzig ist. Denn es kann bei jeder Reinigung passieren, dass ihr der schützenden Lackierung kleine Kratzer durch die Behandlung zufügt, egal wie vorsichtig ihr seid.

Bundstäbchen reinigen

bundstäbchenNicht nur das Holz eures Halses, auch eure metallernen Bundstäbchen können schmutzig werden. Eine heikle Angelegenheit. Denn durch den krassen Kontrast im Material (Holz zu Metall) müsst ihr bei der Reinigung der Bundstäbchen extrem aufpassen nicht mit dem Holz in Berührung zu kommen.

Ich würde euch bei der Behandlung der Bundstäbchen immer den Einsatz von einem Fretboard-Guard empfehlen. Dieser schützt euer Holz, falls ihr doch mal daneben greift. Alternativ könnt ihr auch Malerkrepp verwenden. Das hat allerdings den Nachteil, dass Kleberückstände am Griffbrett bleiben können.

Anschließend könnt ihr mit bspw. dem Dunlop Micro Fine Politur Set die Bundstäbchen polieren. Dadurch entfernt ihr den Schmutz und auch kleiner Unebenheiten.

Passt aber auch bei dieser Methode unbedingt auf, damit ihr das Holz oder gar die Lackierung nicht verletzt. Und denkt dran: Hier entsteht Materialabrieb. Allzu oft würde ich diese Reinigung nicht vornehmen.

Nicht vergessen: Den Halsrücken reinigen

mikrofasertuch

Das ist ähnlich wie mit einem Teppich. Bisher haben wir nur die Oberfläche behandelt. Wenn wir das Griffbrett reinigen, ist das die Gelgenheit die Gitarre mal umzudrehen und sich den Halsrücken anzuschauen.

Viele dürften auf der Rückseite einen lackierten Hals vorfinden, auch wenn das Griffbrett ein unlackiertes Holz wie etwa Palisander ist. Sind unschöne Ablagerungen zu erkennen? Dann solltet ihr den Hals reinigen. Aber nur dann.

Bei lackierten Hälsen verhält es sich wie bei der Griffbrettreinigung von lackierten Hälsen: Nehmt erst ein trockenes Mikrofasertuch, greift bei hartnäckigen Rückständen zum speziellen, oben verlinkten Politurmittel.

Unlackierte Hälse kommen immer mehr in Mode. Denn sie fühlen sich einfach besser an und lassen die Hand schneller rauf und runter marschieren. Aber sie sind auch pflegeanfälliger, wie im Abschnitt Griffbrettreinigung bei lackiertem Holz erläutert.

Versucht auch hier euer Glück zu erst mit einem trockenen Tuch. Wenn dies nicht hilft, nehmt ein wenig (!) Lemon-Oil zur Hilfe.

Häufigkeit der Pflege

holzpflege

Viele Hersteller von Produkten rund um die Gitarre empfehlen eine Behandlung des Griffbrettes bei jedem Saitenwechsel. Klar: Schließlich sollt ihr deren Pflegemittelchen fleißig verbrauchen und so den Umsatz steigern. Ich persönlich bin da aber eher vorsichtig und behandle das Holz meiner Gitarre erst dann mit diversen Mittelchen, wenn ich das Gefühl habe, dass das Griffbrett ist besonders trocken oder dreckig ist.

Denn ein in Öl getränkter Hals ist feucht. Und feuchtes Holz arbeitet anders, was zu einer Halsverkrümmung und damit zur fehlenden Bundreinheit führen kann. Bei einer Gitarre ist das zwar dank des Halsspannstabes nicht irreparabel, schön ist trotzdem anders. Zudem kann ein zu feuchter Hals der Stabilität eurer Bundstäbe schaden. Das alles kann euch wiederum auch bei einem zu trockenen Hals passieren…

Wie ihr merkt, ist das alles eine Suche nach dem heiligen Grat. Übertreibt es nicht bei der Verwendung von Pflegemitteln, kümmert euch aber um eure Gitarre und pflegt sie regelmäßig. Verlasst euch einfach auf euren Verstand und euer Bauchgefühl, dann wird es im besten Falle schon klappen 🙂

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Bernd
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Gründer von gitarrenbeginner.de, Gitarrist und Lehrer aus Leidenschaft.
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8 Antworten

  1. Hallo Bernd,
    finde deine Anleitung echt super!
    Eine Anmerkung zur Stahlwolle hab ich allerdings noch. Man muss bei dem Zeug höllisch auf den Abrieb/Spanne aufpassen., Wenn man den nicht sauber entfernt, verkratzt man sich evtl. den Lack später in der Tasche. Außerdem will man das Zeug auch nicht auf und in den Pickups haben, daher die am besten vorher abkleben..
    LG Bastian

  2. Hallo Bernd, ich hoffe, dass es Dir in dieser schwierigen Zeit gut geht und du auf meinen Kommentar antwortest.
    Ich habe deine Dokumentation aufmerksam gelesen und freue mich, dass es immer noch Menschen gibt, die Ihr
    Wissen und Ihre Erfahrungen mit anderen teilen.
    Ich habe zu deinem Thema noch eine Frage: „Ich habe das unlackierte Palisander Griffbrett an meinem Fender J-B
    mit Lemon-Oil gereinigt und hinterher, nach einer gewissen Trockenzeit, mit einem weichen Tuch nachpoliert.
    Leider sieht das Griffbrett jetzt ausgelaugt aus, als wenn es mal dringend Öl bräuchte. Hast du vielleicht einen Tip,
    wie man das Griffbrett wieder dunkel und glänzend hin bekommt? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
    Bässte Grüße, Peter

    1. Lieber Peter,

      diesen Effekt hatte ich selbst tatsächlich selbst noch nicht. Sah das Griffbrett erst nach der Behandlung so ausgelaugt aus? Eigentlich ist hier Lemon-Oil das Mittel der Wahl. Experimente mit anderen Ölen (egal ob pflanzlich oder chemisch) würde ich unbedingt sein lassen!

      Ggf. war dein Griffbrett recht „durstig“ und hat viel Öl gezogen. Eine zweite Behandlung mit Lemon-Oil ist nicht unüblich, ggf. probierst du das noch einmal.

      Aus der Ferne abschließend aber leider schwer zu beurteilen. Bei Bedarf mal zu einem Gitarrenbauer oder ins Musikgeschäft bringen, dort trifft man manchmal auch auf fähige Leute, die sich das direkt anschauen können. Aber wie gesagt: Von Experimenten mit anderen Mitteln würde ich abraten.

      Ich hoffe das hilft dir trotzdem.

      Viele Grüße,
      Bernd

  3. hallo bernd! ich danke dir für all die tollen tipps! ich habe eine gitarre bekommen die eine kur gut vertragen könnte und war auf der suche nach hilfe die ich hier auch fand 🙂

    1. Hallo Kevin,

      das freut mich 🙂 Vielen Dank für die tolle Rückmeldung!

      Grüße,
      Bernd

  4. Hallo Bernd,
    ich bin auf der Suche nach Pflegetips für ein ausgetrocknetes Palisander-Griffbrett auf Deiner Seite gelandet. Ich hab mich nicht weiter groß umgeschaut, sieht aber ganz hübsch aus.
    Ich will nicht klugscheißen, aber mir ist auf dieser Seite (https://www.gitarrenbeginner.de/griffbrett-reinigen-gitarrenpflege/) ein kleiner Fehler aufgefallen.
    Unter der Themenüberschrift:
    „Griffbrett reinigen bei unlackierten Hälsen (etwa Palisander)“
    las ich:
    „Viele von euch dürften ein Griffbrett aus Palisander haben… So verhält es sich auch beim Rosen-/Ebenholz.“
    Nach meiner Erfahrung sind Palisander und Rosenholz aber zwei Namen für ein und dasselbe. Das wollte ich nur richtigstellen.
    Nichts für ungut.
    Schöne Grüße
    Ludwig

    1. Hallo Ludwig,

      vielen Dank für deinen aufmerksamen Hinweis.

      Ich glaube hier kommt es tatäschlich oftmals zu Verwechselungen, da Palisander im Englischen oft „rosewood“ heißt. Im Deutschen gibt es meiner Ansicht nach hier aber unterschiedliche Hölzer.

      Siehe Bahia-Rosenholz: https://de.wikipedia.org/wiki/Bahia-Rosenholz
      „Im Gitarrenbau werden zuweilen Zargen und Boden statt aus Ahorn oder Palisander aus Rosenholz gefertigt; Barockblockflöten bestehen häufig aus Rosenholz.“

      Siehe dort auch der komplette Abschnitt Verwechselungen. Ich bin zwar auch kein Experte für Hölzer, denke aber dass man daher schon eine Unterscheidung zwischen Palisander und Rosenholz machen kann.

      Viele Grüße,
      Bernd

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Joe Joe
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28. Februar, 2024
Der Crashkurs hat viel Spaß gemacht. Die Erklärungen waren gut und nachvollziehbar. Macht Lust auf mehr.
Gertrud Blank
Gertrud Blank
27. Februar, 2024
Bernd erklärt wunderbar verständlich die Abläufe und regt die eigene Kreativität an. Danke dafür.
Detlef Feldmann
Detlef Feldmann
15. Februar, 2024
Super gemacht ⭐️